Kategorie: Schule ohne Rassismus

August 20, 2024

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Am Mittwoch, den 07.08. waren Emir und ich im Neuen Rathaus in der Innenstadt bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für Sybille Vollmer. Die Gründerin der Ökumenischen Flüchtlingshilfe in Aumund hat damit eine der höchsten Ehren der Bundesrepublik bekommen.

Aber vorab: Was ist eigentlich das Bundesverdienstkreuz?
Der Verdienstorden der Bundesrepublik oder umgangssprachlich Bundesverdienstkreuz genannt, ist der einzige allgemeine Verdienstorden der Bundesrepublik. Er wird für besondere politische,wirtschaftliche oder gesellschaftliche Leistungen vergeben. Besonderheit dabei ist, dass man sich nicht selbst für den Orden nominieren kann, der Bürgermeister Bovenschulte meinte dazu ,,Wenn man sich selbst nominiert, dann hat man keine Erfolgsaussichten”. Dazu darf man nicht vorbestraft oder eine schwere Ordnungswidrigkeit begangen haben. Wenn das alles zutrifft und die Leistungen stimmen, hat man gute Chancen, diesen Orden zu bekommen.

Die Verleihung begann um 11 Uhr im Neuen Rathaus, Wir trafen alle in der Eingangshalle ein und wurden in den Parlamentssaal begleitet, nach einigen Minuten traf der Bürgermeister ein und erzählte uns anfangs einige Anekdoten zu dem Historischen Zimmer, denn das neue Rathaus heißt zwar neues Rathaus, wurde 1913 erbaut und ist damit auch schon etwas älter, der Name kommt daher da das Alte Rathaus 1405 erbaut wurde und damit natürlich viel älter ist.

Nach der Begrüßung, den Anekdoten und der Verteilung von Essen und Getränken begann die Verleihung. Traditionell wird das Bundesverdienstkreuz vom Bundespräsidenten vergeben, dieser war allerdings unabkömmlich und somit durfte Bürgermeister Bovenschulte diesen Orden im Namen des Bundespräsidenten vergeben.

Nach der Zeremonie lud uns Sibylle Vollmer noch zur Feier in das Quartier der Ökumenischen Flüchtlingshilfe ein. Dort war auch die Schülerfirma, die eng mit der Flüchtlingshilfe zusammenarbeitete. Nach der Feier führten wir noch ein Interview mit Sibylle Vollmer. In diesem Interview erklärte die Rentnerin ihre Intention und Motivation, warum sie dieses
Ehrenamt aufbauen wollte. Sie meinte, dass in der Flüchtlingskrise/Flüchtlingswelle 2015 teilweise alles fehlte, allerdings gab es auch ein großes Angebot an Spenden, viele Menschen wollten spenden, nur gab es niemanden, der diese Spenden annehmen und verwalten konnte. ,,Viele Menschen sagen immer das man was tun soll, aber die wenigsten machen wirklich was und ich hab mich halt dazu entschieden etwas zu tun“ erklärte sie, so gründete sie in einer Halle ohne Wasser und Strom die Ökumenische Flüchtlingshilfe.

Falls ihr euch noch fragt, was die Ökumenische Flüchtlingshilfe eigentlich macht, nehmen sie Spenden an, verwalten diese und geben diese an Flüchtlinge aus und das alles kostenlos. Die Spenden kommen von Privatpersonen, viele allerdings auch aus Wohn- und Altersheimen nachdem Personen gestorben sind.

Das System funktioniert so:
Die Hilfe öffnet um 10 Uhr morgens, allerdings berichtet uns Sibylle Vollmer, dass oft schon um 8 Uhr morgens eine Schlange sich vor dem Gebäude bildet und die Menschen dann bis zum Einlass warten. Wenn sie öffnen, werden immer 30 Menschen reingelassen, von einem System erfasst und dürfen sich dann eine halbe Stunde die gespendeten Sachen anschauen, nach einer halben Stunde müssen sie den Laden verlassen und 30 neue dürfen sich umsehen. Das Erfassen ist notwendig, um Unterstützung vom Amt zu erhalten und um zu verhindern, dass diese Hilfe nicht ausgenutzt werden kann, denn auch wenn die meisten Menschen sich ordentlich verhalten, gibt es immer mal wieder welche, die das System ausnutzen wollen, so Sibylle Vollmer.

Die Personen dürfen alle im Monate die Hilfe besuchen und sich etwas aussuchen und das für drei Jahre, nach diesen drei Jahren steht ihnen diese Hilfe nicht mehr zur Verfügung. Da der Ansturm so gewaltig war, mussten sie öfter mal die Location wechseln da verkehr und Firmen behindert wurden. Mittlerweile sind sie in einer alten Ladenfiliale auf der Lerchenstraße. Die Menschen kommen von überall her, aus ganz Bremen und Umgebung, erzählte Sibylle Vollmer.

,,Man wird sehr demütig in diesem Job“, sagt Frau Vollmer, ,, wenn man sich auf die Menschen einlässt, dann bin ich immer sehr dankbar, dass mir das alles erspart geblieben ist, was die Leute erlebt haben”. Sie beschreibt die Dankbarkeit von den Leuten und die Demut, die sie empfindet.

Ihre ganze Familie arbeitet mit ihr in der Flüchtlingshilfe und unterstützt sie auch dafür ist sie sehr dankbar mittlerweile arbeiten 42 Ehrenämtler mit ihr zusammen trotzdem muss noch viel getan werden mahnt sie an, gerade von seiten der Politik wünscht sie sich mehr integration und dass man die Menschen nicht so alleine lässt. Gerade sowas wie die Aberkennung von akademischen Graden wie zum Beispiel dass Ärzte aus Afghanistan hier nicht praktizieren dürfen, sondern alles nochmal von vorne lernen müssen.

Sie erzählte uns eine Geschichte von einer Familie die in einem Umgebauten Lagerraum wohnt/wohnte, wo die Kinder keine Betten hatten weil die in den Raum nicht reingepasst haben, ihr Sohn (gelernter Schreiner) baute ihnen maßgefertigte Etagenbetten und eine Küche. In ihren Augen muss dafür mehr getan werden, um den Leuten einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht erzählte sie uns, dass sie von einigen Geflüchteten liebevoll „Mama” genannt wird, danach beendeten wir das Interview und verabschiedeten uns, dankbar eine solche Erfahrung erleben zu dürfen.
Wir hoffen sehr, dass Frau Vollmer ihre Arbeit noch lange fortsetzen wird und wir gratulieren ihr nochmal herzlich zu ihrer Auszeichnung.

http://starthilfe-nord.de/

von Emir und Nils

Juni 20, 2024

Die diesjährige Bremer Friedenspreisträgerin, Maria Biedrawa, wurde kürzlich feierlich in der Hansestadt Bremen empfangen und besuchte auch die Oberschule an der Lerchenstraße. Die renommierte Friedensaktivistin wurde für ihr unermüdliches Engagement und ihre weltweit anerkannte Arbeit im Bereich der sozialen Gerechtigkeit ausgezeichnet.

Maria Biedrawa setzt sich mit großem persönlichen Einsatz für Frieden auf dem afrikanischen Kontinent ein. Seit 20 Jahren ist sie als Sozialpädagogin in verschiedenen afrikanischen Ländern ehrenamtlich tätig. Ihre Arbeit umfasst drei wesentliche Bereiche:

  1. Traumabegleitung: Sie hilft Menschen, die durch Konflikte und Gewalt traumatisiert sind, ihre Erlebnisse aufzuarbeiten, um Kooperation und gesellschaftliches Zusammenleben zu ermöglichen.
  2. Konfliktprävention: Biedrawa bietet Ausbildungen in Gewaltfreiheit an, wie beispielsweise im Südsudan 2016, wo sie junge Erwachsene unterstützte, die zuvor weder Frieden noch Gerechtigkeit erlebt hatten.
  3. Interreligiöse Begegnung: Aus tiefem persönlichen Glauben heraus fördert sie die interreligiöse Zusammenarbeit und zeigt dabei großen Respekt für andere Religionen. Ihre Arbeit trägt zur religiösen und gesellschaftlichen Stärkung in den Gemeinschaften bei.

Ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit ist die Einbeziehung der einheimischen Bevölkerung. Sie initiiert Prozesse und bildet lokale Teams aus, um die Friedensarbeit nachhaltig zu gestalten. Durch Kooperationen vor Ort hat sie ein verlässliches Netzwerk aufgebaut.

Während ihres Besuchs an der Oberschule an der Lerchenstraße hielt Biedrawa einen fesselnden Vortrag und leitete einen Workshop, in dem die Schüler:innen der gymnasialen Oberstufe intensive Erfahrungen sammelten.

Die Schule hat bereits zum dritten Mal eine:n Träger:in des Bremer Friedenspreises begrüßen dürfen und freut sich auf weitere inspirierende Begegnungen.

JD

April 1, 2024